In den Aufgabenbereich der Logopädie fallen Anamnese, Diagnostik und Therapie von Störungen der kindlichen Sprachentwicklung, der Stimme, der Atmung sowie neurologischer Störungen. Unsere Logopäden behandeln Patienten aller Altersgruppen und führen neben der therapeutischen Arbeit Interventions- und Beratungsgespräche mit Patienten und Angehörigen. Die logopädische Therapie beinhaltet die Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit des Patienten und ermöglicht es die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern.
Eine SES ist eine Störung der Sprachentwicklung. Hierbei kann die Symptomatik ganz unterschiedlich ausfallen. Die Kinder können Schwierigkeiten bei der Artikulation, einen eingeschränkten passiven und/oder aktiven Wortschatz, Schwierigkeiten beim Satzbau (Dysgrammatismus) und/oder Probleme beim Einhalten von Kommunikationsregeln und dem Suchen nach Blickkontakt (pragmatische Störung) haben.
In der logopädischen Therapie werden zunächst die Symptome erhoben, so kann die Therapie entsprechend der Fähigkeiten des Kindes geplant werden. In der Therapie werden dann individuelle Übungen spielerisch durchgeführt, um die Ziele zu erreichen und Rückschritte aufzuholen.
Mögliche Therapieinhalte können hierbei sein:
Bei der Artikulationsstörung wird zwischen zwei Formen unterschieden. Zu Beginn der Therapie wird die Aussprache überprüft, um so die Art der Störung festzustellen.
Liegt eine phonetische Störung vor, kann das Kind einen Laut gar nicht richtig bilden, wie z.B. beim Lispeln. In der Therapie können Hörübungen durchgeführt werden, aber auch Übungen, die die Muskulatur kräftigen, um die Bildung des Lautes zu ermöglichen.
Bei einer phonologischen Störung kann das Kind die Laute zwar bilden, es vertauscht sie jedoch beim Sprechen, d.h. es sagt z.B. „Tasse“ statt „Kasse“. Hier werden in der Behandlung Hörübungen durchgeführt und das Reimen und Silben segmentieren spielerisch geübt. Häufig werden fehlgebildete Laute mit Hilfe von Bild- oder ausgesuchtem Spielmaterial präsentiert, bevor der Laut produktiv von Laut- bis Satzebene geübt und schließlich in der Spontansprache des Kindes korrekt realisiert wird.
Late Talker sind Kinder mit verspätetem Sprachbeginn. Diese Kinder haben im Alter von 24 Monaten noch keinen aktiven Wortschatz von 50 Wörtern und/oder nutzen keine Wortkombinationen, wie z.B. „Mama Ball“ oder „Papa Auto“.
Es kann zu einem Aufholen bis zu einem Alter von drei Jahren kommen (sog. „late bloomer“), ohne dass eine Therapie erforderlich wird. Die Symptomatik kann sich jedoch auch festigen, so dass diese Kinder später mit einer SES in der Logopädie vorstellig werden. In der Therapie wird der natürliche Spracherwerb spielerisch unterstützt. Dabei wird der Wortschatz aufgebaut, erweitert und das schnelle Wortlernen unterstützt. Dies wird in der Therapie durch einen ganzheitlichen Ansatz umgesetzt, dabei werden die verschiedenen Sinneswahrnehmungen genutzt. Das Kind soll in der Therapie neue Begriffe erfahren, es sehen, testen und ausprobieren („begreifen“). So sollen viele Verknüpfungen für einzelne Wörter hergestellt werden, um die Wörter besser speichern und abrufen zu können.
Eine Anleitung der Eltern zur besseren Unterstützung der sprachlichen Fähigkeiten Ihres Kindes ist dabei ebenso Inhalt der Therapie.
Bei einer Sprechpraxie treten Schwierigkeiten in der Bewegungsauswahl, -planung und -organisation sowie der Initiierung der motorischen Muster auf. Das heißt, die Artikulationsorgane (Lippen, Zunge etc.) können für eine geplante Äußerung nicht willkürlich und kontrolliert eingesetzt werden. Zudem ist meist auch der Wortschatzaufbau sowie der Erwerb der grammatikalischen Fähigkeiten beeinträchtigt. Erste Anzeichen sind oft bereits im Säuglingsalter zu erkennen („stilles Baby“, das kaum lallt und plappert). Häufig ist zudem der Sprechbeginn stark verspätet, die weitere Sprachentwicklung verläuft nach den ersten Wörtern eher schleppend oder stagniert ganz. Die Aussprache der Kinder ist oft sehr unverständlich, es kommt oft zur sog. „Vokalsprache“.
In der Behandlung stützen wir uns auf multisensorielle Ansätze, d.h. über verschiedenen Sinneskanäle wird versucht mit den Kindern Bewegungswahrnehmung und -koordination zu verbessern. So wird bspw. bereits früh mit visueller Unterstützung in Form von Lautsymbolen (in Anlehnung an McGinnis) oder auch mit taktilen Hinweisreizen (nach Taktkin) gearbeitet.
Es kommt zu einer Störung der Verarbeitung gehörter Informationen bei intaktem peripheren Hören. Diagnostiziert wird diese Problematik durch speziell geschulte HNO-Ärzte (sog. Pädaudiologen). Der Prozess der Weiterverarbeitung wird in folgende Teilfunktionen unterteilt, die bei einer AVWS in unterschiedlicher Ausprägung betroffen sein können:
Wichtige Inhalte sind Beratung der Eltern und beteiligten Pädagogen, Modifikation der Raumakustik (z.B. durch Optimierung der Hörumgebung im Kindergarten oder Schule), Training der betroffenen o.g. Teilfunktionen.
Bleibt eine auditive Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung oder auch eine Sprachentwicklungsstörung mit starken phonologischen Anteilen über das Kindergartenalter hinaus bestehen, kann es zu Problemen im Schriftspracherwerb kommen.
Vor allem im letzten Kindergartenjahr bzw. im ersten Grundschuljahr sollten Grundlagen, die für den Schriftspracherwerb maßgeblich sind, erworben werden, d.h. aus logopädischer Sicht die „phonologische Bewusstheit“. Die Kinder müssen lernen, Sprache auf abstrakter Ebene wahrzunehmen und zu durchgliedern. Dies wird über spezielles Lauschtraining in der Behandlung geübt: die Kinder üben, Wörter in Silben zu zerlegen, Reime zu erkennen und zu bilden, Laute aus einem gehörten Wort herauszufiltern bzw. zu einem Wort zusammenzuziehen usw. .
Bei Stimmstörungen ist die Leistungsfähigkeit der Stimme eingeschränkt, so dass es zu vorübergehenden oder anhaltenden Veränderungen des Stimmklangs kommt (z. B. Heiserkeit, „Schreiknötchen“).
Verschiedene Ursachenbereiche wie:
können zur Entstehung einer Stimmstörung beitragen. In der Behandlung wird auf spielerische Art an den Gewohnheiten und Körpereigenschaften gearbeitet. Dabei werden die Eltern intensiv einbezogen, um auch im häuslichen Umfeld Ursachen, die zur Entstehung beitragen abzubauen
Stottern ist eine Redeflussstörungen bei der es durch Blockierungen, Dehnungen und Wiederholungen zu Problemen im Sprechablauf kommt. Dabei wird eine physiologische Redeunflüssigkeit vom kindlichen Stottern unterschieden.
Physiologische Redeunflüssigkeiten im Alter von 2 ½ bis 5 Jahren
Viele Kleinkinder machen in ihrer Sprachentwicklung eine Phase durch, in der ihre Sprache ins Stocken gerät. Im Alter zwischen zwei und fünf Jahren lernen sie in verhältnismäßig kurzer Zeit Unmengen von Wörtern und Sprachregeln. In dieser Zeit kann es vorkommen, dass der Sprechapparat nicht Schritt halten kann und das Kind in der Folge einzelne Wörter oder Silben wiederholt, Vokale in die Länge zieht oder bei einem Wort stecken bleibt. Bei Kleinkindern bis zu 5 Jahren ist dieses leichte Stottern physiologisch und nicht ungewöhnlich und wird auch als „Entwicklungsstottern“ bezeichnet. Erst wenn sich der stockende Sprechablauf verfestigt bzw. sich das Kind beim Sprechen deutlich anstrengen muss, sprechen Fachleute von Stottern im eigentlichen Sinn.
Dabei hat das Verhalten des Umfeldes großen Einfluss auf die weitere Entwicklung der Sprechflüssigkeit. In Einzelfällen kann eine einmalige Beratung der Eltern bzw. der jeweiligen Bezugspersonen im häuslichen Umfeld ausreichen, um allen Beteiligten die Unsicherheiten zu nehmen. Ggf. sind unterstützend einige wenige Behandlungen im Sinne einer Präventivmaßnahme mit dem Kind sinnvoll, um zu verhindern, dass das Stottern sich verfestigt.
Kindliches Stottern
Wir behandeln stotternde Kinder und Jugendliche in unserer Praxis nach dem Non-Avoidance-Konzept (in Anlehnung an Ch. Van Riper bzw. C.Dell). Hier wird unterschieden zwischen beginnendem Stottern, leichtem Stottern sowie chronischem Stottern. Grundlage der Behandlung ist einen möglichst souveränen Umgang mit dem Stottern zu erarbeiten (Ent-Tabuisierung und Desensibilisierung) sowie die Sprechflüssigkeit zu verbessern durch Vermeidung von Anstrengung und Modifikation der Sprechweise.
Poltern tritt in Form eines schnellen bzw. unregelmäßigen Sprechtempos auf. Es können Auslassungen, Laut- oder Wortverschmelzungen, sowie artikulatorische Veränderungen auftreten. Im Kindesalter geht es häufig mit einer SES einher. Polternde Kinder zeigen häufig Unflüssigkeiten wie Laut- oder Wortwiederholungen sowie Wort- und Satzabbrüche in hohem Maß.
In der Behandlung wird zunächst auf die SES-Symptome eingegangen, was häufig indirekt bereits zu einer Verbesserung der Poltersymptomatik beiträgt. Zudem sind diadochokinetische und mundmotorische Übungen zur Verbesserung von Wahrnehmung und Koordination der Sprechabläufe ein wichtiger Bestandteil.
Die Eltern werden intensiv einbezogen, da sie durch Modifikation ihres eigenen Sprechvorbildes (Verringern des Sprechtempos, klare Strukturierung der Sprache) die Behandlungserfolge im Alltag unterstützen können. Zudem wird mit den Eltern daran gearbeitet, Verhalten, was das Poltern begünstigt zu reduzieren (Stress und Hektik vermindern, Kommunikationsregeln einführen).
Unter einer myofuntionellen Störung versteht man ein Muskelungleichgewicht der Lippen-sowie Zungenmuskulatur mit eventuellen Auswirkungen auf Zahnstand und Kieferausformung. Typische Anzeichen hierfür sind z. B.
In der logopädischen Behandlung soll ein Ausgleich der Spannungszustände im Mund- und Gesichtsbereich erreicht werden. Liegt ein falsches Schluckmuster vor, wird auch dieses mit behandelt, um Zahnfehlstellungen zu vermeiden. Auch die Artikulationsstörungen sind Teil der Therapie.
Ist das sogenannte Näseln, bei dem es durch eine eingeschränkte Velumaktivität bzw. organische Veränderungen (z.B. bei einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Anomalie) zu einer Störung der Artikulation und des Stimmklangs, die durch eine gestörte Nasenresonanz entsteht kommt. Unterschieden wird zwischen einem offenen und einem geschlossenen Näseln.
Beim offenen Näseln entweicht beim Sprechen zu viel Luft durch die Nase. Der Sprachklang ist dann nasal. Diese Art der Rhinophonie tritt oft bei Gaumenspalten auf. Einzelne Laute wie /k/ oder /t/ können nicht oder nur erschwert gebildet werden.Im Gegensatz dazu entweicht beim geschlossenen Näseln keine Luft durch den Nasenraum. Dies wird v.a. bei den Lauten /m/ und /n/ deutlich. Die Aussprache kann bis zur Unverständlichkeit eingeschränkt sein.
In der logopädischen Behandlung werden ganzkörperlich unterstützte Übungen zur Aktivierung oder Entspannung des Gaumensegels, zur Luftstromlenkung und zur Verbesserung der Artikulation durchgeführt. Ziel ist es, eine möglichst deutliche Artikulation zu erreichen.
Besteht bei Säuglingen und Kleinstkindern eine Trinkschwäche oder eine starke orale Abwehr durch z.B. Sensibilitätsprobleme bzw. bei Zustand nach Dauersondierung, kann es zu Problemen in der oralen Nahrungsaufnahme sowie ggf. zu Schwierigkeiten in der Beziehung zwischen dem/der Fütternden und dem Kind kommen. Diagnostisch wird zunächst abgeklärt, ob das Kind eine orale Ernährung überhaupt bewältigen kann. Ggf. muss an der Sensibilität im Mundbereich, Stimulation von Reflexen, Kräftigung der Muskulatur usw. gearbeitet werden.
Sind die physiologischen Voraussetzungen für eine aspirationsfreie Nahrungsaufnahme gegeben, können in der Behandlung gemeinsam mit den Eltern bzw. den Bezugspersonen Maßnahmen erarbeitet werden, die den physiologischen Schluckablauf unterstützen (Körperhaltung beim Füttern, Setting, Anpassung von Saugern und Löffeln, Anpassung der Nahrung, etc.).
Sollten die sprachlichen oder sprechmotorischen Fähigkeiten soweit eingeschränkt sein, dass Gespräche und Verständigungen nicht mehr möglich sind, kann die Unterstützte Kommunikation (UK) als Mittel der Kommunikation genutzt werden. Verwendet werden kann sie für verschiedene Störungsbilder und ist dabei sowohl für Kinder als auch für Erwachsene geeignet.
In der Kindertherapie werden häufig Gebärden genutzt, um dem Kind den Einstieg in die Sprache zu erleichtern und es zu unterstützen. Vor allem bei Hörstörungen kann das Erlernen und der Einsatz von Gebärden die Kommunikation im Alltag erleichtern. Dabei nutzen wir die Gebärden nach GuK (Gebärden-untertstützte Kommunikation nach E. Wilken).
Welcher Hilfsmittel bedient sich die UK?
Es wird versucht die Klienten mit Sprachcomputern, Sprachbüchern, oder anderer Hilfsmittel (Gebärden, Pictogramme) zu unterstützten. Die Wahl des Hilfsmittels und der Umgang mit diesem erfordert eine individuelle Beratung unter Berücksichtigung der jeweiligen Stärken und Schwächen sowie ein Training des Gebrauchs mit Unterstützung der Therapeutin.